Kreisgruppe Minden-Lübbecke

Was tun gegen Vogelschlag an Glas?

17. Oktober 2017 | Minden, Artenschutz, Natur ganz praktisch

Wintergoldhähnchen (Bildautor Peter Brenner)

… und reicht es, die Fenster nicht zu putzen? Diese und weitere Fragen beantwortete Judith Förster vom BUND NRW im Rahmen ihres Vortrages im Campus Minden an der Artilleriestraße. Den meisten ist es nicht bewusst, doch Glas an Gebäuden ist, neben der Zerstörung des Lebensraums, eines der größten Vogelschutzprobleme unserer Zeit. Vögel können, genau wie Menschen, Glas nicht sehen: Es ist entweder transparent oder spiegelnd. Daher möchten sie entweder für sie interessante, dahinterliegende Strukturen, wie Büsche anfliegen oder werden von den Spiegelungen getäuscht. Aufgrund ihres filigranen Körperbaus und den teils hohen Fluggeschwindigkeiten, endet eine Kollision meist tödlich. Selbst wenn sie noch wegfliegen, erliegen sie oft später ihren Verletzungen. Daher sollte man Glas vogelfreundlich gestalten. Dabei wirken nur auch für den Menschen sichtbare Markierungen ausreichend.

Im privaten Bereich kann auf günstige Möglichkeiten zurückgreifen. “Selbstgebastelte Kordelvorhänge, Fliegengitter, oder selbstgemalte Muster aus wasserfester Glasmalfarbe oder Window Color sind eine gute Lösung“, so Förster. Dabei muss nur auf ein paar Kriterien geachtet werden: Die Kordel bzw. Liniendicke sollte mindestens 5 mm sein und einen Abstand von maximal 10 cm haben. Sonst haben kleine Vögel, wie z.B. Goldhähnchen, das Gefühl durch die Lücken zu passen. Alle Markierungen müssen übrigens von außen angebracht sein, damit Spiegelungen überlagert werden. Am besten wirken außerdem die Farmen schwarz, weiß rot und orange. Grün und blau wirken am wenigsten. Außerdem können UV-Markierungen, wie z.B. durch den Birdpen, nicht empfohlen werden. Viele Vögel können kein UV-Licht wahrnehmen und die die es können empfinden die vielleicht nicht als Hindernis. Meisen z.B. empfinden UV-reflektionen am Hals ihres Partners als attraktiv. Auch die oft gesehen aufgeklebten Vogelsilhouetten wirken nicht, denn kein Vogel hat Angst vor einer Silhouette, die sich nicht wie ein Greifvogel bewegt.

“Nicht-Putzen ist leider nicht ausreichend sichtbar. Aber es mindert das Kollisionsrisiko schon etwas“, so Förster.

Bei Neubauten sollte von vornherein auf eine vogelfreundliche Gestaltung geachtet werden. Dabei können Architekten Fassadenverkleidungen wie Brise soleil nutzen oder Muster unter anderem nach den genannten Kriterien designen, die zum Erscheinungsbild des Gebäudes passen. Diese können dann per Siebdruck, Ätzung oder Sandstrahlung aufgebracht werden. Beratung zu Neubauten und Nachrüstungen bietet Judith Förster im Rahmen des BUND-Projektes “Vermeidung von Vogelschlag an Glas“, welches von der Stiftung Umwelt und Entwicklung gefördert wird. Auch die Kreisgruppen des BUND und NABU Minden-Lübbecke setzen sich diesbezüglich für den Vogelschutz ein. Sie beraten gerne und setzen sich dafür ein, dass die vogelfreundliche Gestaltung bereits in Baugenehmigungen gefordert wird. Die ist nach der aktuellen Gesetzeslage möglich, wird bisher aber nur selten umgesetzt (Pressemitteilung BUND/NABU).

 

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