Kreisgruppe Minden-Lübbecke

Wandel im Öspertal

24. April 2024 | Petershagen, Ösper, Gewässerschutz

Ortsheimatpfleger Uwe Jacobsen zeigt einen Plan zur Regulierung der Ösper aus dem Jahr 1912.  (Foto: Verena Jacobsen)

Wenn die Ösper erzählen könnte, gäbe es viel zu berichten. Denn zu verschiedenen Epochen hat der Mensch immer wieder in ihr Bett und ihre Aue eingegriffen. Zehn Jahre naturnahe Umgestaltung der Ösper am rund 1 km-Abschnitt vor der Wesermündung nahmen BUND und Ortsheimatpflege zum Anlass, auf ihre wechselvolle Geschichte, aber mit der Renaturierung in Maaslingen auch auf die aktuelle Entwicklung einzugehen.

Die erste Station der Fahrradexkursion war die Ösperbrücke Teichmühlenstraße, dort wo früher das Waldrestaurant „Deichmühle“ stand. Der Petershäger Ortsheimatpfleger Uwe Jacobsen zeigte den Ausschnitt eines rund hundert Jahre alten Planentwurfs zur Regulierung der Ösper. An der Deichmühle sei der Bach aber erst ein halbes Jahrhundert später begradigt worden. Diesen Umbruch in seiner Entwicklungsgeschichte habe er an diesem Ort selbst miterlebt, so der Ortsheimatpfleger. Mit seinem technischen Ausbau Ende der 60er-Jahre und wenig später mit der Dammaufschüttung für die L 770 sei der wunderschöne Ort mit Teichen und naturnahem Bach verschwunden.

Im Sommer 2014 fiel am Ösperhafen ein Bauschild mit der Aufschrift: „Umgestaltung der Ösper vom Hafen bis zur Brücke B 61“ auf. Es leitete eine neue Epoche für das kleine Fließgewässer ein. Denn die seit 2 000 geltende Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) beinhaltet eine Rückbesinnung auf den Wert gesunder Gewässer. So wurde nach Vorgabe dieser Richtlinie der erste Ösperabschnitt renaturiert. Kornelia Fieselmann vom BUND Petershagen verwies auf die breite Öffentlichkeitsarbeit von BUND und Ortsheimatpflege zuvor, in der die Entwicklungsgeschichte der Ösper thematisiert und neue Perspektiven aufgezeigt wurden. Die Umgestaltungsmaßnahmen führte der Wasserverband Weserniederung in Kooperation mit der Stadt Petershagen durch. Im Hafen musste der hohe Sohlabsturz im Mündungsbereich entfernt werden, um Fischen und Kleinlebewesen die Aufwärtswanderung zu ermöglichen, erläuterte der Geschäftsführer des Verbandes Joachim Weike. Totholz wurde eingebracht, um strukturreiche Lebensräume zu schaffen. Ansonsten solle aber die Natur wirken. Der Wasserverband überwache den Prozess und greife nur ein, wenn erforderlich.

Weiter ging es bachaufwärts über den Hundesteg in Eldagsen, wo vor Jahrzehnten noch der Europäische Flusskrebs gelebt hat, hieß es. Auf eine prächtige Stieleiche, Relikt der früheren Hartholzaue, heute Naturdenkmal, machte der Eldagser Ortsheimatpfleger Udo Naß aufmerksam.

In Maaslingen dann wartete die jüngst im Herbst 2023 renaturierte Ösper auf die Exkursionsteilnehmer. Joachim Weike berichtete über das Projekt und seine Erfahrungen. Ein breiter, rund zwei Kilometer langer Entwicklungskorridor konnte durch ein Bodenordnungsverfahren nach dem Flurbereinigungsgesetz geschaffen werden. Gute Erfahrungen machte er auch mit dem Ökokonto, über das weitere Flächen (Kompensationsflächen) gewonnen werden konnten. Nach Bundesnaturschutzgesetz müssen Eingriffe in Natur und Landschaft kompensiert werden. Wichtig aber sei, so Joachim Weike abschließend, dass alle an einem Strang ziehen. Nur so lassen sich solche Projekte bewerkstelligen. Diese gemeinsame Kraftanstrengung für eine gesunde Ösper sei ein ermutigendes Beispiel, stellte eine BUND-Gruppe aus Niedersachsen fest, die extra zu dieser Veranstaltung angereist war.

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