Kreisgruppe Minden-Lübbecke

Radtour zu "Brennpunkten des Naturschutzes" entlang des Großen Weserbogens in Bad Oeynhausen

21. September 2019

Philipp Reese, Inhaber und Geschäftsführer der die Abgrabung betreibenden Unternehmung erläutert Betrieb und begleitende Renaturierungsmaßnahmen in der Kiesgrube  (Foto BUND Mi-Lü)

Erster Besuchspunkt war das Naturschutzgebiet Lohbuschteich, das über zwei Durchstiche wieder an die frei fließende Weser angebunden werden soll. Ein Modellprojekt der Stadt Bad Oeynhausen und ein wertvoller "Trittstein" entlang des Flusses, das seltenen Tier- und Pflanzenarten einer naturnahen Flussaue bald ein wertvolles Refugium bieten wird.

Eine ähnliche Entwicklung strebt der BUND für den Werre-Weser-Kuss an, der als nächster Programmpunkt bereist wurde. Dort ist es noch ein langer Weg, bis es gelingt, die beteiligten Bundes-, Landes- und auch Kommunalbehörden auf ein entsprechendes Konzept einzuschwören und einen Projektträger zu finden.

Wenige Kilometer weiter hat die Radlergruppe dann den Dialog mit der Landwirtschaft geführt. Kreislandwirt Rainer Meyer erläuterte die Bedingungen des Maisanbaus in der Weseraue. Insbersondere dabei im Blick: Die Biogasanlage am Mooskamp in Bad Oeynhausen.
Neben Gülle und Mist würde dort auch der Mais-Ertrag von etwa 160 ha Ackerfläche zur Stromproduktion eingesetzt. Die Abwärme wird an das nahegelegene Schulzentrum Süd und eine Gärtnerei in Bad Oeynhausen abgegeben. Der Maisanbau für die Anlage in Bad Oeynhausen würde durchgängig mit wechselnder Fruchtfolge betrieben. Mit ein Grund dafür, dass auf Bad Oeynhauser Gemarkung nur 15% der Ackerfläche mit Mais bepflanzt sind. Jeder Hektar Mais würde über die Vegetationsperiode je nach Wuchsbedingungen zwischen 30 bis 60 Tonnen CO2 binden. Bei der Mais-Produktion für die Biogasanlage würden zudem etwa 50 cbm Dieselkraftstoff für die landwirtschaftliche Bodenbearbeitung, die Ernte und die Maissilage aufgewendet. Nachweislich würden alleine durch die Wärmelieferung an Schule und Gärtnerei fossile Energieträger im Umfang von etwa 450 cbm Heizöl ersetzt. Den Regenerativ-Strom, ökonomischer Treiber für das Projekt, gäbe es folglich noch ohne jegliche fossile Energiefreisetzung "oben drauf" dazu.

Letzte Station der Tour war der Besuch bei der Kiesabgrabung Deesberg. Der Betreiber, ein Rintelner Kies- und Baustofflieferant, machte deutlich, dass nach zehn bis 15 Jahren der Ausbeutung keine Mondlandschaft sondern eine artenreiche, hydraulisch mit der Weser verbundene Auenlandschaft zurückbleiben wird. Etwa 15% des Umsatzes werde in solche Renaturierungs- und Ausgleichsmaßnahmen investiert. Eine extensive Weidetierhaltung und artenreiche Flussgewässer bilden dann in wenigen Jahren einen weiteren "Trittstein" für mehr Natur entlang der Weser. Die interessierten Besucher haben es mit Freude vernommen.

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