Kreisgruppe Minden-Lübbecke

Lehmpfützen für Schwalben

20. Mai 2021 | Artenschutz

In dieser Lehmpfütze gibt es reich Lehm für den Nestbau  (Foto: Peter Franzeck)

Was kann schöner sein, als im Frühling die ersten Schwalben zu entdecken und sich an ihren Flugkünsten zu erfreuen? Das gleiche gilt, diese früher so häufigen Vögel beim Nestbau oder bei der Aufzucht ihrer Jungen zu beobachten. Unsere benachbarte Kreisgruppe, der BUND Herford, setzt sich für deren Lebensraum mit der Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ und mit Pressearbeit ein. So rät der BUND Herford in seiner aktuellen Pressemeldung, Schwalben an Häusern brüten zu lassen und Lehmpfützen anzulegen (PM siehe unten).

Eulen- und Greifvogelexperte sowie Schwalbenfreund Peter Franzeck aus Herford schildert, wie er mit einfachen Mitteln den Vögeln beim Nestbau helfen konnte: „Wir haben hier bei mir zuhause an der Ecke zur Straße und zum Feld immer eine Pfütze, die in den letzten Jahr immer austrocknete und die ich immer "gegossen" habe. Im letzten Jahr waren dann seit Anfang Mai mehr und mehr Mehl-, aber auch wenige Rauchschwalben dabei zu sehen, wie sie dort Lehm für ihr Nest sammelten. So konnten wir dann insgesamt 6 Mehlschwalbennester bewundern, in denen auch alle Jungvögel hochgekommen sind.“

Pressemitteilung: 
BUND rät: Schwalben an Häusern brüten lassen - Zerstörung der Nester strafbar / Lehmpfützen anlegen

Während die ersten Schwalben schon da sind, werden die letzten Anfang/Mitte Mai erwartet. Nach der langen und gefährlichen Reise aus dem Süden gibt es für die grazilen Vögel hier einige Probleme. So müssen sie erst wieder Kräfte sammeln und dafür, wie auch für die spätere Aufzucht der Jungen, genug Insekten finden. Unter anderem durch den Pestizideinsatz in der Landwirtschaft und die steigende Zahl der „toten“ Schottergärten, in denen sich Insekten nicht mehr entwickeln können, hat sich der Bestand in den letzten Jahren erheblich reduziert. Viele Mitmenschen stören sich inzwischen an den Hinterlassenschaften der Schwalben und hindern die Tiere am Nestbau oder zerstören die Nester.

Laut Projektleiterin Doris Eichholz von der Kreisgruppe Herford des BUND (Bund für Umwelt u. Naturschutz Deutschland) sollten Hauseigentümer von der Entfernung der Nester unbedingt absehen. Da Schwalben unter Naturschutz stehen, ist die Zerstörung ihrer Behausungen eine strafbare Handlung und kann mit einem Ordnungsgeld geahndet werden. Mehlschwalben bauen unter dem Dachüberstand von Gebäuden, doch bei neueren Häusern wird dieser durch meist weiße Latten für die Vögel unbrauchbar. Wenn sie dann versuchen, noch unter dem spitzen Giebel ihr Nest zu bauen, wird es von den Menschen oft abgeschlagen. Manchmal haften sie aber auch nicht und fallen von allein herunter. Die Trockenheit der letzten Jahre, aber auch eine normale längere Trockenphase, führt dazu, dass die Schwalben keine feuchte Erde für ihren Nestbau mehr fnden. Deshalb ist es ebenso wichtig, den Vögeln Lehmpfützen anzubieten bzw. diese regelmäßig feucht zu halten. Der Vogelfreund und BUND-Mitglied Peter Franzeck konnte so die Schwalben zum Bau von 5 Nestern bewegen, aus denen später gesunde Junge ausgeflogen sind.

Doris Eichholz, Peter Franzeck und der BUND Herford bitten daher die Hauseigentümer, die Vögel an den Häusern brüten zu lassen und deren Dreck dann von Zeit zu Zeit zu beseitigen. Wer aus Alters- oder gesundheitlichen Gründen den Dreck nicht mehr selbst entfernen kann, sollte Verwandte, Bekannte, gute Freunde oder Nachbarn darum bitten. Bretter unter den Nestern können auch einiges an Kot abfangen. „Die Freude über die Schwalben, die Jungvögel und die Flugkünste werden weitaus größer sein als ein evtl. Ärger über die Verschmutzung,“ ist sich Doris Eichholz sicher. Mit künstlichen Nestern, den konsequenten Bewässern von Lehm bzw. Erde oder auch flachen mit feuchtem Lehm gefüllten Schalen kann den zierlichen und nützlichen Tieren sehr geholfen werden.
Eine Beratung und Lehmwannen, die gegen eine Spende erworben werden können, gibt es unter der Tel.-Nr. 05221 / 80742 bei Doris Eichholz, 05221 / 348 726 bei Peter Franzeck vom BUND oder bund.herford@bund.net.

Einfacher und effektiver kann Artenschutz nicht sei,“ meinen die Naturschützer abschließend.

 

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