Schule und Ehrenamtliche engagieren sich im Citizen Science-Projekt FLOW
Offiziell ist das kleine Gewässer an der Grenze zwischen Südfelde und Meßlingen namenlos. Aber im Gedächtnis der Einheimischen wird der einst zu einem Graben ausgebaute Bach Brandenbeeke genannt. Nun erfuhr der gerade mal 2 km lange Zulauf der Ösper große Aufmerksamkeit. Lehrer und Schüler des Mindener Leo-Sympher-Berufskollegs, BUND Petershagen und Biologische Station Minden-Lübbecke trafen sich einen ganzen Vormittag an seinem Ufer. Unterstützung bekamen sie vom früheren Ortsbürgermeister und dem Heimatpfleger aus Südfelde sowie dem Wasserverband Weserniederung.
Was steckte dahinter? Kleine Fließgewässer machen ungefähr 70 Prozent des deutschen Gewässernetzes aus. Doch Daten zu ihrem Gesundheitszustand gibt es wenig. Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) wollen dies im Rahmen des Citizen Science-Projekts FLOW ändern und gemeinsam mit Bürgerforscher*innen die kleinen Gewässer untersuchen. Sind die für das Fließgewässer typischen Tiere am Gewässergrund (Makrozoobenthos) vorhanden? Wie ist die Wasserqualität und die Struktur des Baches? Diese Fragen stellten sich ca. 70 FLOW-Gruppen auch in diesem Jahr wieder deutschlandweit an ihren Probegewässern.
Darauf Antworten zu finden, machte sich auch die Gruppe an der Brandenbeeke zur Aufgabe. Tatkräftig wurde gekeschert, Tiere nach Größe gesiebt, sortiert, bestimmt, fotografiert und wieder in den Bach gesetzt. Das Wasser wurde analysiert, um unterstützend Hinweise zu Nährstoffbelastung und Sauerstoffmangel zu erlangen. Krummer oder gerader Lauf? Abwechselnd flache und steile Ufer oder regelmäßige Böschung? Vielfältig strukturierter oder eintöniger Bachgrund als Lebensraum für das Makrozoobenthos? Die Daten der Gewässeruntersuchung wurden im Feldprotokoll festgehalten und am Schluss zusammengefasst. Ergebnis der Beprobung: Artenverteilung und Häufigkeit der gefundenen Tiere am Gewässergrund weisen darauf hin, dass der Bach nicht gesund ist. Ursache ist vor allem die schlechte Gewässerstrukturgüte, so die Gruppe.
Das FLOW-Projekt mit Sitz in Leipzig möchte neben der Datensammlung auch das gesellschaftliche Bewusstsein für die Bedeutung und Gefährdung unserer Fließgewässer stärken. In seiner aktuellen Studie sieht es dringenden Handlungsbedarf. Geplant ist eine weitere Zusammenarbeit mit Freiwilligen, um Gewässerschutz-Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, die von allen relevanten Interessensgruppen unterstützt werden. Mehr Infos hier www.flow-projekt.de.
Die FLOW-Gruppe in Minden-Lübbecke will auch im nächsten Jahr wieder dabei sein und einem anderen Bach ihre Aufmerksamkeit schenken.