Kreisgruppe Minden-Lübbecke

Abfallvermeidung first!

04. November 2019 | Minden, Abfall/Ressourcenschutz, Nachhaltigkeit

Thomas Dippert erläutert die BUND-Position "Keine Plastikmüllverbrennung im Mindener Hafen!"

Die Abfallverwertungsgesellschaft (KAVG) des Kreises Minden-Lübbecke plant am Standort im Mindener Osthafen eine Erneuerung des Heizkraftwerkes. Dort werden sogenannte Ersatzbrennstoffe verbrannt (Thermische Verwertung des Restmülls). Sie entstehen bei der Müllaufbereitung im Entsorgungszentrum Pohlsche Heide in Hille. Dazu zählen u.a. Verbundkunststoffe oder verschmutztes Papier. Nun soll mit der Erneuerung die Verbrennungskapazität von bisher 40.000 Jahrestonnen auf zukünftig 80.000 Jahrestonnen erhöht werden.
Der BUND Minden-Lübbecke hatte Vertreter aus dem Kreis, der Stadt Minden und der Gemeinde Hiddenhausen (Kreis Herford) eingeladen, um sich auszutauschen und über die gegenseitigen Positionen zu diskutieren. Denn der Kreis hält eine Kapazitätserweiterung aufgrund steigenden Müllaufkommens für unumgänglich, während der BUND dies für überflüssig und für eine absolute Fehlplanung hält. Wie es ohne teure Erweiterung gehen kann, erläuterten Thomas Dippert, Abfallexperte im Vorstand der BUND-Kreisgruppe Minden-Lübbecke, und Volker Braun von der Gemeinde Hiddenhausen (Kreis Herford).

So gibt Hiddenhausen über die Verwiegung des Rest- und Biomülls bei der Abholung Anreize zur Müllvermeidung. Dabei wird das Gewicht der zu entsorgenden Abfälle eingerechnet und nicht nur das Tonnenvolumen. Die Restabfallmengen haben sich seit Einführung des Identifikations- und Wiegesystems wesentlich verringert, so Volker Braun. Mehr zur Abfallbeseitigung in der Gemeinde Hiddenhausen siehe hier Abfallbeseitigung Hiddenhausen
Thomas Dippert verwies neben einer Reformierung der komunalen Abfall(gebühren)satzungen im Kreis auf weitere Maßnahmen für eine ökologische und sparsame Abfallwirtschaft. Dazu zählen u.a. Einführung der Gelben Tonne statt Gelber Sack, eine kontinuierliche Erhöhung und jährliche Überprüfung der Recycliungquoten sowie Information der VerbraucherInnen. Bei konsequenter Umsetzung der verschiedenen Maßnahmen sei keine Erhöhung der Abfallmengen zu erwarten und deshalb die bisherige Kapazität des Mindener Heizkraftwerks ausreichend. Mehr zur Position des BUND zur Forderung „Keine Plastikmüllverbrennung im Mindener Hafen“ siehe hier BUND-Vortrag "Keine Plastikmüllverbrennung im Mindener Hafen!"

Ein heißes Thema an diesem Abend waren insbesondere die Störstoffe. Sie landen bei fehlerhafter Trennung in die „falsche“Mülltonne und verschlechtern so die Ergebnisse der Wertschöpfungskette, wenn sie nicht entfernt werden. Das ist sowohl für die Städtischen Betriebe Minden als auch die KAVG ein Dorn im Auge. Anregung des BUND: Eine Störstoffdetektion bei der Biomüllabholung wie sie z.B. im Nachbarkreis Schaumburg-Lippe praktiziert wird. Fragen aus dem Publikum „Wer kontrolliert den Abfall überhaupt?“ und Erfahrungen „Sehr viel Elektronikmüll landet im Restmüll!“ trugen zu einer spannenden Diskussion bei.
Zukunftsvisionen wie Zero-Waste-Städte – Städte ohne Müll (Warum nicht auch bald Minden?) und das Prinzip „Cradle zu Cradle“ machten am Schluss die Runde. Cradle to Cradle (von der Wiege in die Wiege) denkt Produkte in Kreisläufen und bezieht die Herstellerverantwortung mit ein. Dass es nicht nur bei Visionen bleibt, daran muss gemeinsam gearbeitet werden, waren sich alle einig!

Podium:
Lutz Freiberg, Umweltdezernent Kreis Minden-Lübbecke
Lars Bursian, Beigeordneter für Städtebau, Stadt Minden
Peter Wansing, Städtische Betriebe Minden
Volker Braun, Amt für Umwelt, Gemeinde Hiddenhausen
Thomas Dippert, BUND Kreisgruppe Minden-Lübbecke
Moderation:
Katharina Walckhoff, Regionale Projektgruppe Gemeinwohl-Ökonomie Minden/Lübbecke & Ethischer Welthandel OWL, Initiatorin des ersten Unverpacktladens in Minden


Info: Die fünfstellige Abfallhierarchie nach Kreislaufwirtschaftsgesetz gibt vor: Abfallvermeidung first!

  1. Abfallvermeidung: Der beste Abfall ist der, der gar nicht entsteht, weil auch die Wiederaufbereitung und das Recycling von Abfall Energie kosten.

  2. Wiederverwendung: Hierzu zählen Mehrwegsysteme, zum Beispiel für Getränkeverpackungen; ebenso hilft das Weitergeben, Verschenken oder Verkaufen bei der Abfallvermeidung (Second-Hand-Kleidung, Altfahrzeuge usw.)

  3. Recycling: Recycling heißt, einen Rohstoff wieder in den Kreislauf zurückzubringen. Die Rückgewinnung von Rohstoffen kostet Energie, und teilweise werden zur Herstellung der neuen Produkte auch neue Rohstoffe benötigt – daher steht das Recycling erst an dritter Stelle der Abfallhierarchie. Beispiele für Recycling sind Umweltschutzpapier, das aus Altpapier hergestellt wird, oder Fleecepullover aus Kunststoffen, die zuvor Flaschen waren.

  4. "Energetische Verwertung": Hiermit ist vor allem die Verbrennung von Müll gemeint, bei der Strom und Wärme erzeugt werden.

  5. Abfallbeseitigung: Erst wenn keine der vier anderen Strategien angewendet werden kann, darf Abfall beseitigt werden. Übrig bleibende Stoffe, wie zum Beispiel giftige Stäube aus Filteranlagen, müssen als Sondermüll in gut gesicherten Dauerlagern untergebracht werden. Diese müssen mit Sicherheitsvorrichtungen ausgerüstet sein, um zu verhindern, dass giftiges Sickerwasser Boden und Grundwasser verseucht.

https://www.umwelt-im-unterricht.de/hintergrund/vermeiden-verwerten-beseitigen-der-umgang-mit-abfall/

 

 

Zur Übersicht